Erziehung oder einfach „Ich kann so nicht mehr“

Erziehung ist nicht leicht oder überhaupt nicht notwendig? Die meisten Erziehungsmethoden kann man getrost in die Tonne packen. Schon allein das Wort Methode, was heißt systematisch planen um sein Ziel zu erreichen. Für eine Sache gut, aber einen Menschen? Und zwar für ein Kind. Keiner würde bei einen Erwachsenen Menschen Erziehungsmethoden anwenden oder überhaupt auf die Idee kommen ?!

Selbst Psychologen stellen das Wort Erziehungsmethode in Frage? Gehen wir von einem unfertigen Menschen aus, der erst ans Ziel gebracht werden muss in Sachen Lebensweise, Lebensausführung und gesellschaftlichen Benehmen.

Aber ist ein Kind unfertig? Warum sieht unsere Gesellschaft Kinder als unfertig an. Sie kommen zur Welt und lernen von uns Erwachsenen, sie schauen ab und übernehmen. Sie entwickeln von uns ein Gefühl für Recht und Unrecht und handeln danach. Wenn  also  das übernommen uns nicht passt, sollten wir die Fehler bei uns suchen?

Worauf wir auf mein Bloggedankenthema kommen, wozu sich anscheinend in letzer Zeit viele Blogger auch ähnlich entschieden haben. Wir versuchen dem Wunschkind einen guten Start in die Gesellschaft zu geben, einen guten Erwachsen ranzuerziehen. Da ist es schon wieder das Wort „erziehen“. Richtig und Falsch zu vermitteln, seine Persönlichkeit zu stärken. Aber irgendwie endet das meistens im Streit, lautstarke Meinungsverschiedenheiten, Ungerechtigkeit auf beiden Seiten.

Aber wie machen wir das am Besten? Ständige Verbote, weil wir etwas nicht richtig empfinden, Tagesabläufe mit Lerninhalten planen damit der Schulstart besser gelingt, seine Gefühle wie Wut und Ärgernis über eine misslungene Situation oder ein Verbot, missachten und diese Gefühle nicht ernst nehmen? Sie als albern und lächerlich empfinden, frei nach dem Motto „Mensch stell Dich doch nicht so an!“ Und das ganze noch mit einer Tafel bildlich aufzeigen (Belohnungstafel) was Benehmen ist und was man machen muss, dann bekommt man was dafür?

Was bekommt man Liebe, Zuneigung, eine materielle Sache? Benehmen lernen wie Mäuse im Labor, die die richtigen Knöpfe drücken müssen um ans beste Futter zu kommen? Um ihn zu erpressen? Auf emotionaler Ebene und in seinem handeln? Und was ist überhaupt Benehmen oder gutes zusammen Leben zu Hause? Wir können da leicht drüber philosophieren mit unserem über 30 Jahre alten Ichs.

Ich sehe das Wunschkind als vollständigen Menschen an, mit seinen menschlichen Stärken und Schwächen, seinen großen Mut und seiner noch manchmal großen Angst. Einen hochsensiblen, gefühlsstarken Menschen, der auch ein Recht hat auf all seine Gefühle, positiv wie negativ. Diese ausleben zu dürfen, damit klar zu kommen, wenn sie einem von grundauf überrennen.

Und was mach ich, ich suche nach Methoden ihn so zu formen wie die Gesellschaft ihn hätte, was mir am Tag und Abend am meisten Ruhe beschert, wovon ich denke er wäre so schneller am Ziel. An welchen Ziel kann ich gar nicht beantworten.

Ich sehe nur ein Menschlein das gefühlvoll auf Situationen reagiert, wütend wie freudig. Was mich in negativen Situationen fragt, warum ich ihn bekommen hab und das wütend auf ihn zu sein keine Lösung sei. Die Sätze gehen sofort ins Herz, machen mich traurig, weil er aus seiner Sichtweise recht hat und das ohne wenn und aber. Ich sehe ein Menschlein das mich bei Fehlern sofort anschaut und eine Standpredikt erwartet, was er jetzt „falsch“ gemacht hat. Ich sehe ein Menschlein das beginnt Fehler zu verheimlichen, weil eine Angst aufkommt.

Wieso flippe ich verbal so aus, schreie, schimpfe, drohe mit Verboten und Sanktionen, stelle Vergleiche zu seinen Freunden auf mit Behauptungen, wo ich nicht weiß ob sie der Wahrheit entsprechen, nur um ihm zu zeigen andere Kinder machen es besser, sind lieber. Ich verletze, stelle meine Gefühle als Opfer da und weine, nur um, ja um was? Damit er mich wieder umarmt und das Gefühl hat er ist an allem Schuld? Weise ich ihm Schuld zu? Schuld, da ich emotional nicht damit fertig werde das er andere Meinung ist, das er grad was anderes machen möchte. Das er Dinge einfach anderes angeht, weil er erst 6 Jahre ist und keine 36? Woher nehme ich mir das Recht?

Ich spreche hier ja nicht von Matschschuhen durch Wohnzimmer laufen oder sonst was. Ich spreche vom alleine spielen, keine Videospiel im Moment, sich beim anziehen zu beeilen, das anzuziehen was grad dort liegt, selber morgens aufstehen und  am Wochenende uns schlafen lassen, Termine die gemacht wurden zu akzeptieren, zu akzeptieren das der Haushalt auch da ist, das eingekauft werden muss, das wir jetzt keine Zeit haben zu spielen oder einfach akzeptiert haben wollen, das unser Tag auch lang und nervig war und wir Ruhe brauchen.

Ich gehe durch die Strassen, durch Geschäfte, auf Spielplätze, in Zoos und verurteile all diese Eltern die so mit Wut, Verboten und Sanktionen reagieren und gehöre selber dazu, möchte ich mir nicht eingestehen, mir den Spiegel vor das Gesicht halten. Das tue ich nur Nachts und es löst Angst und Panikanfälle aus, nicht vor dem Kind, nicht vor der Situation, sondern von mir und meinen Methoden mein Kind zu erziehen, wobei ich das nicht so will.

Das Reden mit dem Wunschmann zeigt mir noch eine Seite der Spiegelmedaille. Ich bin genau so. Genau so ungerecht, grantig, gefühlsbetont, ichbezogen. Wie auch er. Wir alle müssen an uns arbeiten, es fällt schwer, ist überhaupt nicht einfach, es geschieht nicht von heut auf morgen.

Kinder kommen fertig zu Welt, lernen Recht und Unrecht von uns, kopieren unser Verhalten. Wie kann ich das dann bei meinem Kind nicht dulden, es als Angriff auf mich nehmen? Ich bin nicht in der Opferrolle. Ich bin Täter und Vorgeber aller Situationen.

Wir müssen Zugeständnisse machen, dass das Wunschkind auch einen anstrengenden, nervigen KitaTag hatte, sich in seinem Körper manchmal nicht wohlfühlt und oder einfach auch genervt ist, nicht alleine sein will, einen Spielpartner braucht, 50%50% von uns ist.

Danke auch für die schönen wahren Texte von  UnerzogenLeben,  2KindChaos, und Elternmorphose

Morgen ist ein neuer Tag und wir werden Anfangen es besser zu machen! Die Zukunft ist ein ungeschriebenes Blatt, fangen wir an sie mit schönen eindrucksvollen nachhaltigen Geschichten zu füllen, die das Leben schreibt!

16 Gedanken zu “Erziehung oder einfach „Ich kann so nicht mehr“

  1. Reiner schreibt:

    Deine Eltern haben ALLES richtig gemacht.

    Das sagte vor langer Zeit mal jemand zu mir. Am liebsten wäre ich ihm für diesen Satz an den Hals gegangen. Weil er so total provokant klingt. Und doch – wenn ich davon ausgehe, dass ein jeder Mensch zu jeder Zeit stets sein Bestes gibt, kommt das hin, auch, wenn das momentane Beste sehr wenig scheint.

    Selbst war ich stets bestrebt, meinem Sohn das Gefühl zu vermitteln, dass er zu absolut jeder Zeit gerade richtig ist, abseits von den Vorstellungen „Erfolg“ und „Versagen“. Und – was ich tunlichst vermeide, sind Vergleiche mit anderen. Das habe ich selbst so erfahren und weiß, wie destruktiv das wirken kann.

    Grüße !

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    • Impressions of Life schreibt:

      Danke fürs kommentieren. Ja Sätze wie „deine Eltern haben alles richtig gemacht“ oder „das haben wir auch so gemacht und überlebt und es hat uns nicht geschadet“ bringen mich persönlich immer an die Grenze der „Freundlichkeit“.
      Vergleiche sind destruktiv, aber manchmal rutschen sie schon raus. Aber ich versuche dies zu ändern.
      Viele liebe Grüsse und eine schöne Woche

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  2. lukonblog schreibt:

    Ich finde toll und stark, dass du das Wunschkind so mit allen Gefühlen annimmst, wie er nun mal ist. Natürlich ist das nicht immer leicht und man selbst ist ja auch nur ein Mensch 😉 aber für mich hört sich das ganz so an, als wärst du ganz einfach die Wunschmama.

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    • Impressions of Life schreibt:

      Oh Danke schön. Aber du hast recht wenn du schreibst “ es ist nicht immer leicht“ „nur ein Mensch „. Es ist manchmal verdammt hart und dann wird man unfair, laut, meckert, zickt, trotzt. Dann gibt es Streit und alles ist doof. Liebe Grüße

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  3. alltagschrott.ch schreibt:

    Ein Freund hat uns einmal gesagt: „Ihr seid gute Eltern, nicht weil ihr alles richtig macht, sondern weil ihr willig seid, Euch immer wieder zu hinterfragen und zu ändern.“ Das hat mir damals gut getan und begleitet mich oft. Wenn ich Deine berührenden Gedanken lese, machst Du genau das: hinterfragen 👍🏼❤
    Liebste Grüße. Priska

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    • Impressions of Life schreibt:

      Hmm.. Klar willig und so…, heute morgen gab es wieder Streit wegen Nichtigkeiten (aus unserer Sicht gesehen). Seine Ansicht sind Hosen und Socken Streitthema genug. Oder liegt es an was anderem? Ich hinterfrage sehr viel…., manchmal ist es echt schwierig. Liebste Grüsse

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  4. Ilanah schreibt:

    Schöner Eintrag 🙂

    Da es nicht geht, dass man nicht erzieht, denn nicht-erziehen ist auch Erziehung, ist es mMn am besten, wenn man authentisch ist, denn Kinder lernen ausschließlich durch das, was wir ihnen vorleben, nicht durch Strafen, Verbote, Belohnungen.
    Kinder können und sollen ruhig erleben, dass auch die Eltern nicht perfekt sind, Fehler machen, übellaunig sind usw.

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